Im Ayurveda betrachtet man Gesundheit als das individuelle Zusammenspiel von Bioenergieen, Stoffwechsel, Gewebe, Abfallstoffen, Psyche und Seele. Im Laufe des Lebens geraten in dieses Zusammenspiel Unbalancen. Das System des Pancakarma beschreibt Handlungen, die dieses Zusammenspiel wieder ausbalancieren und damit letztendlich zu einem gesunden, erfolgreichen und glücklichen Leben führen.
Ayurveda ist grundsätzlich ein Konzept, um ein gesundes und erfolgreiches Leben für sich und mit seiner Umwelt zu leben. Deshalb ist das Ayurveda darauf ausgelegt Krankheit vorzubeugen indem man sich und seine Bedürfnisse und die Wirkungen von Außen kennt und dementsprechend handelt. Pancakarma ist ein Konzept, das fundamental diesem Bild folgt. Bei einer Pancakarma Kur wird der Mensch in den Zustand gebracht, in dem er - ayurvedisch betrachtet - bei seiner Zeugung einmal angelegt wurde. Dadurch kann er seinem inneren Programm wieder uneingeschränkt folgen, und hinderliche Faktoren auf allen Ebenen seines Seins nicht mehr wachsen lassen.
Vielfach wird Pancakarma auch als Heilmethode für Krankheiten angesehen. Dabei wird in der Pancakarma nie direkt gegen eine Krankheit oder die Symptome einer Krankheit vorgegangen. Es werden immer die letztendlich nach der ayurvedischen Ansicht grundsätzlich eine Krankheit verursachende Quellen entfernt. Diese Quelle sind mit Dosha und Unverdautem verbundene Gewebe. Bewährt hat sich daher, akute Krankheit ganz vertrauensvoll der modernen und ausgereiften Schulmedizin zu überlassen. Regeneration und Vorbeugung aber ayurvedisch zu begegnen.
Pancakarma sollte man in Betracht ziehen, wenn man das Gefühl hat, einem Zuviel im Körper nicht mehr Herr zu werden. Vielfach zeigt sich dies am Beginn neuer Lebensabschnitte: wie Wechseljahre, Scheidung, Kinderwunsch, Karrierewechsel und ähnlichem. Oft ist dann ein guter Zeitpunkt gekommen, einen Neubeginn mit einer Pancakarma zu starten. Wenn Du Dir nicht sicher bist, sprich darüber mit einem Ayurveda-Therapeuten. Er wird Dich darüber ausführlich beraten und erklären, ob es angebracht ist eine Pancakarma zu machen, oder ob es eine weniger aufwändige Möglichkeit gibt, Deine Ziele ayurvedisch zu begleiten.
Grundsätzlich sind bei Pancakarma-Kuren eine vorbereitende, eleminierende und aufbauende Phase zu unterscheiden:
Die korrekte Vorbereitung der eliminierenden Handlungen ist immens wichtig. Ein passendes Bild hat dafür Vaghbata vor 800 Jahren gefunden: eine Eleminierende Handlung bei einem nicht gut vorbereiteten Klienten durchzuführen, ist wie Saft aus einer unreifen Frucht zu pressen. So wie der Ort des Saftes beim Pressen zerstört wird, so wird auch das Gewebe bei dieser Prozedur zerstört. Eine Pancakarma-Kur sollte deshalb auch nie nach einem festen Schema ablaufen, sondern immer nach dem Zustand des Klienten. Wenn mehr Zeit benötigt wird, als der Klient hat, dann ist es immer besser keine eliminierenden Maßnahmen zu treffen.
Zur Vorbereitung gehören zunächst Verdauungs- und appetitanregende Maßnahmen. Durch wenig Nahrung und Kräutermischungen wie Triphala oder Trikatu. Ein Klient mit einem nicht funktionierenden Verdauungstrakt sollte keine Ölmassagen erhalten.
Dann werden innere und äußere Ölanwendungen vorgenommen. Die Äußere erfreut sich höchster Beliebtheit und wird als die inzwischen als Massage sehr beliebte Abhyanga weltweit ausgeführt. Diese Massagen werden in Fachinstituten mit einem für den Klienten individuell passenden Öl und auch verbunden mit Ölgüssen durchgeführt.
Die innere Anwendung ist die weniger beliebte Einnahme von Ghee. Wobei die Vorstellung davon meist schlimmer ist, als die tatsächliche Einnahme.
Durch die innere und äußere Ölung werden Stoffe in die großen Hohlräume des Körpers gebracht, die später dann gezielt und auf kürzestem Wege entfernt werden können.
Zudem werden schweißtreibende Anwendungen durchgeführt, um feste Substanzen im Körper zu verflüssigen.
Hierbei unterscheidet man zwischen fünf ausleitenden Handlungen. Fünf Handlungen ist die wörtliche Übersetzung von Pancakarma. Hierbei werden dem gut vorbereiteten Körper auf kürzestem Wege die Substanzen entzogen, die ihn aus der Balance geworfen haben, und die nun in der Vorbereitungsphase in den Hohlräume separiert wurden. Diese Maßnahmen sind: Abführen, Darmeinläufe, Naseneinläufe, Aderlass und Erbrechen.
Nicht all diese Maßnahmen werden bei einer Pancakarma-Kur durchgeführt. Meist beschränkt man sich dabei auf Abführen, Darm- und Naseneinläufe, da diese die typischen westlichen Unbalancen beseitigen.
Die Tage der Ausleitung sind für den Klienten besonders anstrengend aber auch zugleich befreiend. Diese sollten sich ganz dem Prozess widmen und Ablenkungen vermeiden.
Den Ausleitenden Maßnahmen schließen sich die aufbauenden und harmonisierenden Maßnahmen an. Diese bestehen in der Regel neben nährenden Massagen, Wickeln und Einläufen aus einer aufbauenden und zugleich sehr leichten Diät, die mit der Gabe von Kräutern verbunden wird.
Hier ist es besonders wichtig, dass der Klient sich an die Diät hält, da in diesen Tagen der Grundstein für ein weiterhin funktionierende Verdauungsfeuer und gesundes Gewebe gelegt wird.
Grundsätzlich sind die richtige Ernährung und ein angemessenes Verhalten entscheidende Faktoren für den Erfolg der ayurvedischen Therapie. Halte Dich deshalb an die Anweisungen der Therapeuten. Diese Anweisungen haben immer einen Zweck für den Erfolg Deiner Kur und folgen nicht persönlichen Überzeugungen.
Das Essen von Fleisch, Käse, bestimmten Kräutern oder der Genuss von Alkohol kann zu Problemen führen und die gesetzten Maßnahmen zu Nichte machen oder sogar ins Gegenteil umschlagen lassen.
Die Vorgaben richten sich immer nach Deiner persönlichen Verfassung und können bei anderen ganz anders sein. Vergleiche Dich deshalb nicht mit anderen, sondern nutze die Zeit, um Dich selbst besser kennen zu lernen. Du bist ganz einzigartig.
Auch wird in den alten Schriften übermäßige Anstrengung und lautes, erregtes oder zu viel Sprechen als kontraproduktiv beschrieben. Pancakarma kostet viel Kraft und bringt oft längst Vergessenes zum Vorschein. Setze Dich damit in Ruhe und mit Deinen Betreuern auseinander.
Oft kann man es sich selbst nicht erklären, aber Pancakarma kann große Veränderungen hervorrufen. Oftmals werden alltägliche Verhaltensweisen abgelegt, die Essweise umgestellt, das Rauchen und Alkoholkonsum eingestellt und ganz neue Prioritäten gesetzt.
Manchmal geschieht dies auch erst Wochen und Monate nach der Kur. Da bei der Kur ein Zustand erreicht wird, aus dem sich Körper und Psyche durch Stoffwechsel nach dem Urmuster wieder neu aufbauen, ist der letztendliche Effekt der Pancakarma bei entsprechender Ernährung und Verhalten erst 30 Tage nach der Kur erreicht. Gib Dir und Deinem Körper deshalb bewußt Zeit nach der Kur und plane nicht gleich volle und turbulente Tage.
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